Mein Name steht genau in einem CD-Booklet (Nein, CD-Booklet erkläre ich jetzt nicht). Und das ist der Grund dafür.

Vor mehr als 15 Jahren äußerte ich mich in einem Internetmagazin abfällig über eine Band. Musikjournalisten – und so einer war ich damals – tun das gelegentlich. Schon weil wir uns für ein paar Zeilen mächtig vorkommen dürfen. Die Band hieß Nova International, eine deutsche Indie-Truppe aus Augsburg, der mit dem Lied „Favourite Girl“ 2003 so was wie ein Ausrufezeichen gelungen war. Wenige Tage nach meinem Verriss bekam ich eine Mail. Jemand erhob Einwände gegen mein Urteil. Ich wollte die Mail schon löschen, als ich begriff, dass der Sänger von Nova International die Mail geschrieben hatte, Michi Kamm. Ich war ganz ehrlich geschmeichelt, dass sich ein Musiker, dessen Musik auf Viva lief, die Mühe machte, mir zu schreiben. Mein Urteil revidierte ich nicht. Wir blieben trotzdem in Kontakt.

Ich weiß nicht wie viel später, ein paar Monate bis ein Jahr, schickte er mir ein paar Songs zu, die er ganz ohne Band aufgenommen hatte, und bat um mein Urteil. Ich weiß noch, wie ich mit meinem ersten MP3-Player im Herbst durch meine Unistadt Köln lief, und nicht fassen konnte, dass der Sänger dieser mittelmäßigen Indie-Band (sorry Michi, sorry!) diese irre guten, berührenden, zarten Songs geschrieben hatte. Er hatte sich in einen liebeskranken Singer/Songwriter verwandelt. 2006 erschien „Lovebox“, das Kamm unter dem Künstlernamen „Me“ herausbrachte, ein Konzeptalbum über eine Trennung und den Weg raus aus der Scheiße. Glaube ich jedenfalls. Englischsprachigen Gesang nehme ich bis heute nur wie ein weiteres Instrument wahr (zum Glück für Coldplay). Die Platte interessierte leider niemanden, was auch 2022 eine riesige Ungerechtigkeit ist. Man findet sie immerhin noch auf Spotify. Ich bin das Teil bis heute nicht leid. Trotz einiger Geigen. Die Platte bewahre ich sorgfältig auf. Es ist das einzige Booklet, in dem mein Name auftaucht. Kamm macht jetzt Musik für Filme und Werbung. Geht’s dir gut, Michi?